Es wird fortgesetzt…

Letztendlich habe ich beschlossen, in weiteren Folgen das gesamte Buch über die Große Sozialistische Oktoberrevolution hier einzustellen. Es war in meinem Gespräch mit Annelie Thorndike ihr ausdrücklicher Wunsch, alles aus ihrem Buch zu verwenden, um es anderen Menschen zugängig zu machen; ja sie hat mich direkt aufgefordert dazu, mein Projekt zu realisieren. Am besten können wir Annelie ehren, indem wir dieses Buch ingesamt veröffentlichen.

Also wird es demnächst weitere Folgen geben.

„Das Russische Wunder“

26.04.2013

Lange haben wir überlegt, wie wir vorgehen.

Leider ist Annelie am 26.12.1012 verstorben. Ihr Einverständnis zur Buchdigitalisierung und Veröffentlichung im Internet liegt mir nur mündlich von ihr vor. Aus diesem Grund habe ich die letzten zwei Artikel zum Buch zunächst wieder entfernt. Ich werde mich bemühen, den oder die Nachlaßverwalter zu finden und deren Einverständnis einzuholen. Ich bitte um Euer Verständnis.

Das Russische Wunder – Teil 1

Bastschuhe und Hakenpflug

Am 7. November 1918, ein Jahr nach dem Sieg der Großen Sozia­listischen Oktoberrevolution, versammelten sich die Moskauer Werktätigen – Kommunisten und Sympathisierende– auf dem Platz der Revolution. Es sollte ein Denkmal eingeweiht werden. Und sie wollten dabeisein.

Die Menschen waren an diesem ersten Geburtstag ihres Sowjet­staates zusammengeströmt, obwohl sie Hunger litten, obwohl sie alles entbehren mußten, was sie zum Leben brauchten, und obwohl die Lage schlimm war. Konterrevolutionäre und ausländi­sche Interventen hatten ihr Land mit Krieg überzogen. Dennoch wollten sie jene Männer ehren, die die Unvermeidlichkeit des Zusammen-bruchs des Kapitalismus und den Sieg des Kommunismus wissenschaftlich bewiesen hatten: Karl Marx und Friedrich Engels.

Sie waren um der Idee willen gekommen, die auf einem Sechstel der Erde zur materiellen Gewalt wurde.

Inmitten der großen Menschen­menge, am eben enthüllten Marx-Engels-Denkmal, stand Wladimir Iljitsch Lenin. Er sag­te:

»Wir leben in einer glücklichen Zeit, in der sich das, was die gro­ßen Sozialisten vorausgesagt haben, zu erfüllen beginnt.«

Was hatten die großen Sozialisten Karl Marx und Friedrich Engels
vorausgesagt?

 

 

 

Karl Marx:

»In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nach­-dem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Ent­wicklung der Individuen auch die Produktivkräfte gewachsen sind und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums vol-ler fließen kann die Gesellschaft auf ihre Fahnen schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!<

Friedrich Engels:

»Die Möglichkeit, vermittelst der gesellschaftlichen Produktion allen Gesellschaftsgliedern eine Existenz zu sichern, die nicht nur materiell vollkommen ausreichend ist und von Tag zu Tag rei­cher wird, sondern die ihnen auch die vollständige freie Ausbil­dung und Betätigung ihrer körperlichen und geistigen Anlagen garantiert, diese Möglichkeit ist jetzt zum erstenmal da, aber sie ist da.«

 

Wahrscheinlich werden nicht alle diese Voraussagen von Marx und Engels gekannt haben, aber alle, die auf dem Platz der Revo­lution versammelt waren, verstanden, was Lenin meinte, als er an die Vorhersagen der großen Sozialisten erinnerte. Sie selbst hatten das Tor zur glücklichen Zeit aufgestoßen. Sie hatten die Re­volution zum Siege geführt, die alte verhaßte Ordnung gestürzt, die öffentliche Gewalt ergriffen und den Neubau ihres Lebens be­gonnen.

Vieles war vollbracht worden in diesem ersten Jahr der Sowjet­macht – mehr und Bedeutungsvolleres als vordem im Verlaufe ganzer Jahrhunderte.

Das war ER, der bisher die »öf­fentliche Gewalt« verkörpert hatte, der Ietzte Zar – Nikolaus II

Sein Titel lautete:
„Von Gottes hilfreicher Gnade
Kaiser und Selbstherrscher aller Reußen,
Zar zu Moskau, Kiew, Wladi­
mir-Nowgorod,
Zar zu Astrachan,
Zar zu Polen,
Zar von Sibirien,
Zar der Taurischen Chersones,
Großfürst von Litauen, Wolhynien, Podolien und Finnland.«

Er war willensschwach und grau­sam, ein wenig beschränkt. Zu­dem lebte er in ständiger Angst. Nur wenige seiner Vorgänger waren eines natürlichen und friedlichen Todes gestorben. Viele waren von ihren Nachfol­gern umgebracht, in Palastrevo­lutionen gestürzt und beseitigt worden. Seinen Großvater, Alexander II., hatte die Bombe eines Terroristen zerrissen. Über dem Leben des letzten Romanow lag außerdem der Schatten einer schrecklichen Prophezeiung: In seiner Herr­schaftszeit würden böse Vor­kommnisse aller Art, Elend, Krieg und Aufstände, über das Reich kommen. So hatte es hundert Jahre vorher der Wunder­mönch und Prophet Seraphim von Sarow verkündet. Da der abergläubische Zar an diese Voraussage glaubte, lieferte er sich einem anderen Wundermönch aus Rasputin.

(0,4MB)

Teil 1 hier zum Herunterladen als PDF-Datei

Fortsetzung folgt...

Das Russische Wunder – Vorwort

Angefangen hat es ganz harmlos

Im Herbst 1958 fuhren wir nach Mos­kau, um mit den Vorbereitungen für einen großen Dokumentarfilm über die Sowjetunion zu beginnen. Obwohl das keineswegs unsere erste Reise ins Land der Sowjets war, ahnten wir da­mals nicht, was wir uns da vorgenom­men hatten, welches Ausmaß unsere Arbeit annehmen würde.

Zwei Jahre wollten wir an diesem Film arbeiten. Uns schien das viel Zeit zu sein zwei lange Jahre in einem fremden Land und nur mit einem ein­zigen Film beschäftigt. Als wir dar­über mit dem Minister für Kultur der UdSSR sprachen, lächelte er und meinte, für die Begegnung und Auseinandersetzung mit einem so epochalen Ereignis wie dem Aufbau der kom­munistischen Gesellschaft, für die künstlerische Bewältigung eines sol­chen Meilensteins in der Geschichte der Menschheit seien zwei Jahre ge­wiß zuwenig und auch fünf Jahre nicht zuviel.

Der Minister hatte völlig recht. Nach zwei Jahren im Herbst 1960 waren noch nicht einmal die Dreharbeiten abgeschlossen, und die Suche nach alten Dokumenten und nach altem film- und Fotomaterial war gerade erst richtig angelaufen. Die künstlerische Verarbeitung unseres Materials steckte damals noch in den Anfängen. Inzwischen haben wir und unsere Mitarbeiter in der Sowjetunion mehr als 800000 Kilometer zurückgelegt größtenteils mit dem Flugzeug, aber auch viele Tausende Kilometer mit der Elsenbahn und mit dem Auto. Rund 100000 Meter Filmaufnahmen haben wir neu gedreht, und noch einmal 100000 Meter haben wir in den Archi­ven gesammelt. Einhundertundfünfundzwanzig Stunden müßte man im Kino sitzen, um dieses Material zu sehen. Außerdem sammelten wir rund 4000 Fotografien aus der Geschichte des zaristischen Rußland und aus den ersteen Jahren des Sowjetlandes. Unser Dokumentararchiv umfaßt mehr als 400 Dokumente.

In diesen Jahren der Studien und des Reisens, des Filmens und des Forschens nach Bildern und Dokumenten erkannten wir, daß mit einem Film al­lein unserem Anliegen nicht genüge getan werden konnte. Aus dem einen Dokumentarfilm, den wir machen wollten, wurden zwei Filme mit fast vierstündiger Laufzeit; hinzu kom­men fünf einstündige Fernsehsendun­gen, mehrere Rundfunkberichte und Veröffentlichungen in der Presse. Schließlich reifte in uns der Entschluß, dieses Buch herauszugeben, um unsere Gedanken, Erkenntnisse und Erlebnisse, die Bilder und Dokumente auch dem Bücherfreund darzubieten. Wenn es auf dem Büchermarkt er­scheint, sind vier Jahre seit Beginn unserer Arbeit vergangen, und bis zum Abschluß aller Arbeiten an den Filmen, den Fernseh- und Rundfunk­sendungen über »Das Russische Wunder« vergeht noch ein weiteres Jahr.

Fünf volle Jahre sind dann seit Beginn unserer Arbeit vergangen. Es sind die fünf ereignisreichsten und schönsten Jahre unseres Lebens. Der Aufbau der kommunistischen Gesellschaft in der Sowjetunion ist das großartigste und begeisterndste Ereignis in der bisherigen Geschichte der Mensch­heit. Wir hatten das große Glück, wäh­rend mehrerer Jahre Zeugen dieses Aufbaus zu sein, und nichts liegt uns mehr am Herzen, als über das Erlebte zu berichten.

Im März 1959 sagte N. S. Chruschtschow auf der Arbeiter – Konferenz in Leipzig: »Diejenigen, die ihre Politik auf der Einschüchterung der über den Kom­munismus schlecht informierten Men­schen aufbauen, werden ausgespielt haben, wenn diese Menschen erfah­ren, daß der Kommunismus kein Schreckgespenst ist, daß er der gan­zen Menschheit Glück bringt.«

Wir möchten mit unserer Arbeit dazu beitragen, die Wahrheit über den Kommunismus bekanntzumachen. So viele Tatsachen als möglich wollen wir vermitteln in Wort und Bild -, Tatsachen, die es dem Leser erlauben, sich selbst eine auf Sachkenntnis be­ruhende Meinung zu bilden. Wenn der Leser jedoch auf den folgenden Seiten Tatsachen und Ereignisse vermissen sollte, so bitten wir ihn zu bedenken, daß ein Werk gewiß nicht zu leisten vermag, was tausend Bücher nicht vermögen.

Für unsere Arbeit fanden wir zu Hause und in der Sowjetunion Freunde, För­derer, enthusiastische Mitarbeiter in großer Zahl. Ohne sie hätten wir die­ses Buch nicht herausbringen können. Von ganzem Herzen danken wir ihnen allen für ihren Rat und ihre Tat. Leider ist es ganz unmöglich, sie alle hier zu nennen. Es sei uns ge­stattet, stellvertretend für sie, vier Namen zu nennen: Renate und Ri­chard Cohn-Vossen, Manfred Krause, Gustav Wilhelm Lehmbruck. In un­säglich mühevoller Arbeit haben sie, gemeinsam mit uns, aus den 200000 Metern Film (das sind über 10 Millio­nen Einzelbilder), aus den 4000 Foto­grafien und 400 Dokumenten jene 800 Bilder und Dokumente ausgewählt, die in diesem Buch veröffentlicht werden.

Potsdam-Babelsberg
April 1962

Annelie und Andrew Thorndike

Das Russische Wunder

Im April 1962 erschien in Potsdam / Babelsberg, Verlag Kultur und Fortschritt das Buch von Annelie und Andrew Thorndike nach dem gleichnamigen DEFA-Film „Das Russische Wunder“.

Wir haben recherchiert, konnten Kontakt aufnehmen zu Annelie Thorndike und baten sie um Genehmigung, das Buch komplett zu digitalisieren und ins Internet für jeden frei zugängig, zu stellen. Annelie Thorndike reagierte sehr erfreut auf unsere Anfrage und sagte begeistert: „Ja, verwendet das Buch, das ist gut und wichtig. Nehmt daraus, was ihr braucht. Diskutiert darüber…“. Sie möchte gern informiert werden über unsere Aktivitäten.

An dieser Stelle danken wir Annelie Thorndike recht herzlich für ihr Einverständnis!

Zur Zeit arbeiten wir an der Digitalisierung und werden es, zunächst Schritt für Schritt als Artikel, später komplett hier zum Lesen bereitstellen. Angedacht ist, dieses Buch als pdf- und als epub – Datei (für e-Books) zum Herunterladen auf dieser Seite zu veröffentlichen. Das Buch lebt von Fotos aus alten Archiven. Eine Umwandlung in eine pdf-Datei ist reine Fleißarbeit, wird demnächst erfolgen. Die Umwandlung ins epub – Format bedarf mehr Arbeit und wird etwas länger dauern. Wir bitten an dieser Stelle um Verständnis.

In nachfolgenden Artikeln werden wir Abschnittsweise den Buchinhalt zunächst als Fortsetzungsreihe veröffentlichen.

 

Februarrevolution

zweite bürgerlich-demokratische Revolution in Rußland, die unter Führung des Proletariats den Zarismus stürzte (26./27.2.1917 bzw. 11./12.3. neuen Stils). Die revolutionäre Bewegung wurde während des ersten Weltkrieges durch die wirtschaftlichen und politischen Widersprüche in Rußland gefördert, die zur Verelendung der Massen und Bereicherung der Kapitalisten führte. Zudem war das Proletariat nach der ersten bürgerlich-demokratischen Revolution 1905/07 bewußtseinsmäßig und organisatorisch gewachsen. Im Januar 1917 setzte in Petrograd, Moskau, Batumi, Nishni-Nowgorod und anderen Städten eine breite Streikbewegung ein, die in der zweiten Februarhälfte ausgeprägt politischen Charakter annahm. Im Januar/Februar streikten 676000 Arbeiter, davon im Februar 95 % unter politischen Losungen, wie „Nieder mit dem Zaren“, „Nieder mit der Selbstherrschaft“. Am 26.2. schlugen die Streiks und Demonstrationen in Petrograd in den Aufstand um, wobei es zu blutigen Zusammenstößen mit der Polizei kam.

Trotzkismus

nach L.D. Trotzki benannte kleinbürgerliche, gegen den Marxismus – Leninismus gerichtete politische Strömung, die die Kraft des Imperialismus über-, die des Sozialismus und der Arbeiterklasse unterschätzt und eine abenteuerliche „Theorie der Weltrevolution“ ohne Rücksicht auf die konkrete Analyse der Klassenverhältnisse entwickelt. Der T. leugnete z.B. die Möglichkeit, in der Sowjetunion den Sozialismus aufzubauen, und trat gegen die sozialistische Industrialisierung des Landes auf. Der XV. Parteitag (1927) erklärte die Zugehörigkeit zur trotzkistischen Opposition, die sich mit anderen parteifeindlichen Richtungen verband, und die Propagierung ihrer Ideen für unvereinbar mit der Zugehörigkeit zur Partei. In der UdSSR wurden die Trotzkisten überwunden und ihre Gruppierung zerschlagen. Im Laufe ihres Kampfes gegen die Sowjetmacht konspirierten die Anhänger des T. auch mit den Imperialisten.

Textquelle: Meyers Neues Lexikon in acht Bänden – achter Band – VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1964, Seite 164

Freiheit

die Fähigkeit der Menschen, mit Sachkenntnis zwischen objektiven Möglichkeiten entscheiden und entsprechend handeln zu können. F. ist als philosophisch-historische Kategorie nur in ihrer dialektischen Wechselwirkung mit der Notwendigkeit zu verstehen, insofern als der Mensch frei ist, wenn er die Notwendigkeit begreift, sie einsieht.

Die Metaphysiker konstruieren eine schroffe Alternative zwischen F. und Notwendigkeit. Danach verabsolutieren die einen die F. im Sinne völliger Ungebundenheit und leugnen die Notwendigkeit („frei sein heißt tun und lassen können was man will“), was zum Voluntarismus und letztlich zum Anarchismus führt; die anderen leugnen die F., erklären sie unter Berufung auf die objektive Gesetzmäßigkeit des Geschehens zu einer Illusion und erkennen nur die Notwendigkeit an, was zum Fatalismus führt.

Der dialektische Materialismus lehrt, daß der Mensch sich nicht nur subjektiv frei fühlen, sondern tatsächlich, objektiv frei sein kann und daß er sich im Laufe der historischen Entwicklung eine immer größere F. errungen hat. Jedoch liegt die Freiheit des Menschen nicht in einer „geträumten Unabhängigkeit von den Naturgesetzen“ (Engels), sondern in der Erkenntnis dieser Gesetze und der damit gegebenen Möglichkeit, sie auszunutzen und das Handeln nach ihnen einzurichten. Dabei bestimmt die Kenntnis der Naturgesetze die Willensbildung. Für die F. in der menschlichen Gesellschaft gilt prinzipiell das gleiche.

Mit der Entstehung des Privateigentums an den Produktionsmitteln und damit der Klassen erhält sie notwendig Klassencharakter. Es ist in jedem Falle konkret festzustellen:

  • F. für wen?
  • F.wovon? und
  • F. wozu?

Durch die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ging die F. der herrschenden Klasse stets auf Kosten der F. der unterdrückten Klasse. Zur sozialen Unfreiheit trat oft nationale Unfreiheit (z.B. in den Kolonien).

In der kapitalistischen Welt wird der begriff F. heute demagogisch mißbraucht („freie Welt“).  Unter F. wird Willkür der kapitalistischen Ausbeutung, Unterdrückung anderer Völker, ungehemmte Kriegspropaganda u.a. verstanden. –

Wirkliche F. im gesellschaftlichen Maßstab kann erst im Sozialismus errungen werden, wo die entsprechenden gesellschaftlichen Grundlagen, vor allem das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln und die politische Macht der Arbeiterklasse, vorhanden sind.

In der DDR war die persönliche F. ein verfassungsmäßig garantiertes Grundrecht der Bürger. In die persönliche F. durfte nur eingegriffen werden, wenn bestimmte gesetzlich festgelegte Voraussetzungen (dringender Tatverdacht, Flucht- oder Verdunklungsgefahr, rechtskräftiges Urteil des Gerichts) vorlagen. Die widerrechtliche Beschränkung der persönlichen F. führte zu strafrechtlicher Verfolgung. –

Eine wesentliche Seite der gesellschaftlichen F. ist die politische F. Der Marxismus-Leninismus hebt im Gegensatz zur bürgerlichen Ideologie hervor, daß die politische F. immer konkret ist, d.h. im Interesse einer bestimmten Klasse einem bestimmten Ziel dient. Die verschiedenen F.auffassungen im Verlauf der historischen Entwicklung waren immer durch die jeweiligen Klasseninteressen bestimmt.

Textquelle: Meyers Neues Lexikon in acht Bänden – dritter Band – VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1962, Seite 417/418

Demokratie [griech., „Volksherrschaft“]

Staatsform, deren Inhalt von der jeweils herrschenden Klasse bestimmt wird. Die revisionistische Auffassung von der sog. „reinen Demokratie“ hält der Wirklichkeit nicht stand und dient lediglich der Irreführung der Volksmassen..

D. trägt stets Klassencharakter und ist eine historische Kategorie. Geschichtlich frühe Formen der D. sind die militärische D. beim Übergang zur Klassengesellschaft,die Sklavenhalter-D. in der Antike und der städtischen Selbstverwaltung im Mittelalter. Die bürgerliche D. beruht auf dem kapitalistischen  Eigentum an den Produktionsmitteln und verhüllt mit allgemeinen Wahlen, Rechten und Freiheiten die höchst aktive Diktatur der Bourgeoisie gegen die ausgebeutete Mehrheit des Volkes; sie schließt die Volksmassen von der Staatsleitung aus und gibt ihnen lediglich formale, materiell nicht gewährleistete Rechte und Freiheiten.

Erreicht der Kampf der Werktätigen ein solches Ausmaß, daß eine Gefahr für die Herrschaft der Großbourgeoisie entsteht, so beseitigt das Monopolkapital die bürgerlich-demokratischen Freiheiten und Rechte und geht zur offenen terroristischen Diktatur über. Unter diesen Bedingungen tritt die Arbeiterklasse für die Erhaltung und Erweiterung der bürgerlich-demokratischen Rechte und Freiheiten ein, weil diese bessere Voraussetzungen für den Kampf um eine friedliche und glückliche Zukunft des Volkes geben.

Höchster Typus der D. ist die sozialistische D., die durch die Diktatur des Proletariats verwirklicht wird. Die sozialistische Staatsmacht ist „auf neue Art demokratisch (für die Proletarier und überhaupt für die Besitzlosen) und auf neue Art diktatorisch (gegen die Bourgeoisie)“ (Lenin). Die sozialistische D. bedeutet wahre Volksherrschaft. Sie wurde bisher verwirklicht in der Form der Sowjetdemokratie und der Volksdemokratie. Die Politik des proletarischen Staates ist auf die Abschaffung der Ausbeutung, auf die Erhöhung des Lebensstandards und des kulturellen Niveaus der Massen, auf die Verteidigung des Weltfriedens und der Festigung der Freundschaft zwischen den Völkern gerichtet. Das entspricht den Interessen der Volksmassen, aller fortschrittlichen Menschen. –

Die Arbeiter-und-Bauern-Macht in der DDR war die erste sozialistische D. in Deutschland, eine D. für die Millionenmassen des Volkes. Die entscheidende Voraussetzung für die Herstellung der wahren Volksherrschaft war die Entmachtung der Monopolisten und Junker und die Zerschlagung des imperialistischen Staates sowie die Überführung der wichtigsten Produktionsmittel in das Eigentum des Volkes. Die sozialistische D. entwickelt sich auf der Grundlage des Wachstums des sozialistischen Eigentums und der Festigung des sozialistischen Wirtschaftssystems, mit der steigenden Bewußtheit und Aktivität der Werktätigen, die auf die Lösung der staatlichen und wirtschaftlichen Aufgaben gerichtet ist und durch den sozialistischen Staat gelenkt und organisiert wird.

Die sozialistische D. dient der Festigung der volksdemokratischen Ordnung und dem Aufbau des Sozialismus.Sie bedeutet die Freiheit für die Volksmassen, die Freiheit von Unterdrückung aller schöpferischen Kräfte im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben, und schließt notwendigerweise die Unfreiheit für die aggressiven Kräfte des Imperialismus und ihrer Handlanger ein.

Die Arbeiter-und Bauern-Macht in der DDR, in der die marxistisch-leninistische Partei der Arbeiterklasse, die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, die führende Kraft war stützte sich auf die nationale Front des demokratischen Deutschland, deren Tätigkeit der Heranziehung der Bevölkerung  zur bewußten Mitgestaltung bei der Entwicklung der sozialistischen Gesellschaftsordnung diente. Eine hohe Verantwortung trugen die Gewerkschaften bei der Verwirklichung der umfassenden politischen und sozialen Rechte der Arbeiterklasse; ihnen waren große Aufgaben übertragen, und ihnen war die reale Möglichkeit gegeben, die Teilnahme der Arbeiter an der Staats- und Wirtschaftsführung, an der Ausarbeitung und Durchführung der Pläne, an der unmittelbaren Leitung der Produktion zu organisieren.

Textquelle: Meyers Neues Lexikon in acht Bänden – zweiter Band – VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1962, Seite 461