Der sowjetfeindliche Verschwörer Trotzki

Nachfolgend ein Artikel mit freundlicher Genehmigung aus dem Weblog von Sascha 313

Eine durchaus interessante Lektüre ist das Buch von Michael Sayers und Albert E. Kahn „Die Große Verschwörung“, das sehr eindringlich die Rolle der sowjetfeindlichen Verschwörer um L.Trotzki beschreibt. Dieses Buch erschien erstmals 1946 in den USA unter dem Titel „The Great Conspiracy against Russia“. Und der Senator des US-Staates Florida schrieb in seinem Vorwort: „Ich kenne keinen wertvolleren Beitrag zur Erhaltung des Weltfriedens … Wir alle schulden den Verfassern Dank für diesen erschütternden, von tragischem Geschehen erfüllten Bericht.“

Wer dagegen heute (wie jene trotzkistischen Linken) argumentiert, daß beispielsweise die Ankläger in den Gerichtsprozessen gegen die Feinde der Sowjetunion unter Stalin angeblich „nicht vor den absurdesten und dümmsten Anschuldigungen zurückschreckten“, der verschweigt bewußt die zu jener Zeit bereits bekannten Tatsachen. Die Machenschaften der Trotzkisten richteten sich hauptsächlich gegen Lenin und später gegen Stalin. Auch heute wird wieder versucht, die verräterische Rolle dieser sowjetfeindlichen Gruppe zu rechfertigen und Stalin (wie auch schon Chruschtschow es tat) als skrupellosen Mörder hinzustellen. Hier ein Auszug aus diesem Buch:

Der Kampf um die Macht

Unmittelbar nach Lenins Tod machte Trotzki seine Machtansprüche mit aller Offenheit geltend. Auf dem Parteitag vom Mai 1924 forderte er, daß nicht Stalin, sondern er selbst als Nachfolger Lenins anerkannt werde. Gegen den Rat seiner eigenen Verbündeten setzte er eine Abstimmung durch. Die 748 bolschewistischen Delegierten beschlossen einmütig, Stalin als Generalsekretär beizubehalten, und sprachen damit das Urteil über Trotzkis persönliche Ambitionen. Die Ablehnung war so eindeutig, daß selbst Bucharin, Sinowjew und Kamenew sich öffentlich der Majorität anschließen und gegen ihn stimmen mußten. Trotzki war wütend und beschuldigte sie des »Verrates«. Aber schon nach wenigen Monaten vereinigten Trotzki und Sinowjew wiederum ihre Kräfte, um eine »Neue Opposition« ins Leben zu rufen.

Eine trotzkistische Geheimarmee

Die Neue Opposition ging in ihrer Zielsetzung weiter als alle früheren separatistischen Gruppen dieser Art. Sie sprach offen die Forderung nach einer »neuen Führerschaft« für die Sowjetunion aus und versuchte durch eine großangelegte Propaganda alle unzufriedenen und leicht beeinflußbaren Elemente des Volkes zum politischen Kampf gegen die Sowjetregierung aufzurufen. Trotzki selbst schrieb später: »Im Kielwasser dieser Avantgarde schleppte sich eine Schar unzufriedener, heruntergekommener, verunglückter Existenzen nach.« Spione, Saboteure der Torgprom, Weiße Gegenrevolutionäre und Terroristen füllten die Geheimzellen der Neuen Opposition. Die Zellen begannen Waffenlager anzulegen. Eine regelrechte trotzkistische Geheimarmee war im Entstehen. Trotzki hielt in seiner Selbstbiographie die Worte fest, die er damals zu Sinowjew und Kamenew sprach: »Wir müssen weit vorausdenken. Wir müssen uns auf einen langen, schweren Kampf vorbereiten.«
Trotzki_Kamenjew_Sinowjew
Trotzki, Kamenjew und Sinowjew

Kooperation mit dem englischen Geheimdienst

Hauptmann Sidney George Reilly vom englischen Geheimdienst gewann vom Ausland her den Eindruck, daß der Augenblick zum Handeln gekommen war. Im Sommer des Jahres 1924 wurde der in englischen Diensten stehende Anwärter auf die Diktatur, Boris Sawinkow, in die Sowjetunion geschickt, um den gegenrevolutionären Aufstand vorzubereiten. Winston Churchill, der in diesem Komplott eine wichtige Rolle spielte, bestätigte, daß eine geheime Verbindung zwischen Trotzki und Sawinkow bestand. In seinem Buch »Great Contemporaries« heißt es: »Im Juni 1924 wurde er (Sawinkow) von Kamenew und Trotzki nachdrücklich aufgefordert, nach Rußland zurückzukehren.«

Trotzkis Freund Rakowski

Im gleichen Jahr ging Trotzkis Anhänger Christian Rakowski als Botschafter der Sowjetunion nach England. Trotzki bezeichnete ihn 1937 als seinen Freund, seinen »wahrhaften, alten Freund«. Kurz nach Rakowskis Ankunft in London erschienen in seinem Büro zwei Offiziere des britischen Geheimdienstes, Hauptmann Armstrong und Hauptmann Lockhart. Die britische Regierung hatte sich ursprünglich gegen die Entsendung eines sowjetischen Vertreters nach London ausgesprochen. Die beiden Offiziere gaben Rakowski nach dessen eigenen Worten folgende Erklärung: »Wissen Sie, warum Ihr Agrément für England erteilt wurde? Wir haben uns bei Mr. Eastman über Sie erkundigt. Er sagte uns, daß Sie Trotzkis Gruppe angehören und mit ihm befreundet sind. Einzig und allein aus diesem Grunde hat der Geheimdienst Ihre Akkreditierung bewilligt.« [1]
Rakowski_und_Trotzki_circa_1924
Rakowski und Trotzki (um 1924)

Einige Monate später kehrte Rakowski nach Moskau zurück und berichtete Trotzki über seine Londoner Erlebnisse. Der englische Geheimdienst wünsche — ebenso wie der deutsche — mit der Opposition in Verbindung zu treten. »Darüber muß man nachdenken«, sagte Trotzki. Nach einigen Tagen beauftragte er Rakowski, die »Verbindung mit dem britischen Geheimdienst herzustellen«. Hauptmann Reilly schrieb während der Vorbereitung seines letzten Coups gegen die Sowjetunion an seine Frau: »In Rußland ist tatsächlich etwas ganz Neues, Starkes und Bemerkenswertes im Gange.« Er hatte damals von seinem Agenten, dem englischen Konsulatsbeamten Commander E., Nachrichten über die Fühlungnahme mit der Oppositionsbewegung erhalten. Aber im Herbst wurde er bei dem Versuch, auf sowjetischem Gebiet mit Führern der Opposition zusammenzutreffen, von einer russischen Grenzwache erschossen.

Trotzki reist nach Deutschland

Wenige Monate nach Reillys Tod begann Trotzki, wie er später in »Mein Leben« schrieb, an einer »mysteriösen fieberhaften Erkrankung« zu leiden. Da »die Moskauer Ärzte nicht imstande waren, die Ursache der Krankheit festzustellen«, beschloß Trotzki, nach Deutschland zu fahren. In Berlin begab sich Trotzki in eine Privatklinik; dort besuchte ihn Nikolai Krestinski, der die Verbindung mit dem deutschen Geheimdienst herstellte. Eines Tages, als Trotzki und Krestinski gerade wieder miteinander konferierten, erschien nach Trotzkis Bericht plötzlich ein deutscher »Polizeiinspektor« in der Klinik; er ordnete besondere Sicherheitsmaßnahmen an, da die deutsche Geheimpolizei soeben einem Mordkomplott gegen Trotzki auf die Spur gekommen sei. Durch diesen uralten Trick wurde eine stundenlange ungestörte Aussprache zwischen Trotzki und den Vertretern der deutschen Geheimpolizei ermöglicht…

General von Seeckt unterstützt die Konterrevolution

Im Sommer dieses Jahres traf Trotzki ein neues Abkommen mit dem deutschen Geheimdienst, dessen Einzelheiten später von Krestinski bekanntgegeben wurden: »Damals hatten wir uns bereits daran gewöhnt, regelmäßig Beträge in guter Valuta zu erhalten … Diese Gelder wurden auf unsere verschiedenen Organisationen im Ausland verteilt und dienten der Verbreitung trotzkistischer Literatur und ähnlichen Zwecken. Im Jahr 1926, zur Zeit, als der Kampf der Trotzkisten gegen die Parteileitung den Höhepunkt erreichte, richtete Seeckt an uns die Aufforderung, ihm unsere bisher nur sporadischen Spionageberichte von nun an in regelmäßigen Abständen zu übermitteln. Seeckt
General von Seeckt

Außerdem sollte die trotzkistische Organisation sich dafür verbürgen, daß eine künftige trotzkistische Regierung, die im Falle eines neuerlichen Weltkrieges möglicherweise zur Macht gelangen könnte, die gerechten Forderungen der deutschen Bourgeoisie berücksichtigen würde. Es handelte sich hierbei in erster Linie um die Erteilung von Konzessionen und um sonstige Abkommen. Trotzki ermächtigte mich, auf General Seeckts Vorschläge einzugehen. Wir beschränkten uns nicht mehr wie früher auf gelegentliche Informationen, sondern richteten einen systematischen Nachrichtendienst ein. Über das Nachkriegsabkommen wurde eine mündliche Vereinbarung getroffen. … Die Geldzuwendungen dauerten an. Von 1923 bis 1930 erhielten wir jährlich 250.000 Goldmark, insgesamt etwa 2 Millionen Goldmark.«

Trotzki greift nach der Macht

Nach seiner Rückkehr aus Deutschland leitete Trotzki eine Großoffensive gegen die sowjetische Führerschaft ein. »Der Kampf in der russischen Partei wurde im Jahre 1926 immer schärfer«, schreibt Trotzki in »Mein Leben«. »Im Herbst machte die Opposition in den Versammlungen der Parteizellen einen offenen Ausfall.« Aber diese Taktik hatte keinen Erfolg. Weite Kreise der Arbeiterschaft gaben ihrer Entrüstung, über die Spaltungsversuche der Trotzkisten Ausdruck. »Die Opposition«, schrieb Trotzki, »sah sich genötigt, den Rückzug anzutreten.«

Stalin erkannte die verräterische Rolle Trotzkis

Als sich die Kriegsgefahr im Sommer 1927 über der Sowjetunion zusammenzog, nahm Trotzki seine Angriffe gegen die Sowjetregierung wieder auf. Er gab in Moskau folgende öffentliche Erklärung ab: »Wir müssen die Taktik Clemenceaus erneuern, der sich bekanntlich zu einer Zeit, wo die Deutschen 80 Kilometer von Paris entfernt waren, gegen die französische Regierung auflehnte!« Stalin bezeichnete Trotzki als Verräter. Er sagte: »Eine Art Einheitsfront von Chamberlain [2] bis Trotzki ist im Entstehen.« Auch diesmal kam es zu einer Abstimmung über Trotzki und seine Oppositionsbewegung. Eine allgemeine Diskussion ergab, daß die überwältigende Mehrheit der bolschewistischen Parteimitglieder die trotzkistische Opposition ablehnte und der Führung Stalins Gefolgschaft leistete. Das Stimmenverhältnis war 740.000 zu 4.000. [3]
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Anmerkungen:
[1] Diese Erklärung gab Rakowski während der Zeugenvernehmung vor dem Militärkollegium des Obersten Gerichtshofes der UdSSR im März 1938 ab. In der Zeit, von der Rakowski spricht, das heißt in den zwanziger Jahren, war der amerikanische Schriftsteller und Journalist Max Eastman Trotzkis offizieller Übersetzer und einer der wichtigsten Verbreiter trotzkistischer Propaganda in den Vereinigten Staaten. Eastman war der erste, der das sogenannte »Lenin-Testament« veröffentlichte, ein angeblich authentisches Dokument aus dem Jahr 1923. Trotzki gab zu, daß Lenin kein Testament hinterlassen hatte. In einem Brief an den »New York Daily Worker« vom 8. August 1925 schrieb er: »Lenin hat kein Testament hinterlassen. Sowohl der Charakter seiner Beziehung zur Partei wie der Charakter der Partei selbst machen ein solches ‚Testament‘ völlig unmöglich. Die Presse der Emigration, der ausländischen Bourgeoisie und der Menschewiki hat immer wieder einen (völlig verstümmelten) Brief Lenins, der eine Anzahl von Ratschlägen über organisatorische Fragen enthält, fälschlich in der Form eines ‚Testaments‘ veröffentlicht. Alles Gerede über die Geheimhaltung und Übertretung eines ‚Testaments‘ ist böswillige Erfindung, die sich gegen die wahren Absichten Lenins und die Interessen der von ihm geschaffenen Partei richtet.« Trotzdem zitierten die trotzkistischen Propagandisten das Testament Lenins bis heute als authentisches Dokument, in dem Lenin Trotzki zu seinem Nachfolger bestimmte.
[2] Der damals amtierende englische Außenminister, ein erbitterter Feind der Sowjetunion.
[3] Die Opposition brachte es im Verlauf ihrer Agitation nie zu einer höheren Stimmenzahl als 4.000. Obwohl die Partei die Bildung von »Fraktionen« untersagte und offiziell auf der revolutionären Einheit als der Grundlage der asowjetischen Innenpolitik bestand, gewährte die Sowjetregierung der trotzkistischen Opposition ein erstaunliches Maß von Rede- und Versammlungsfreiheit. Besonders in der Zeit nach Lenins Tod, als das Land eine innen- und außenpolitische Krise durchmachte, war es Trotzki möglich, diese Lage auszubauen, um seine Grunppe zu einer Massenbewegung auszubauen. Die Opposition spielte in ihrer öffentlichen Propaganda jedes nur denkbare politische Argument gegen das Sowjetregime aus. Die Wirtschafts- und Sozialpolitik der Stalin-Verwaltung wurde ständig kritisiert. Die trotzkistische Agitation wurde trotzdem erst von dem Augenblick an unterdrückt, als die Sowjetfeindlichkeit und die Verbindung mit anderen sowjetfeindlichen Kräften einwandfrei erwiesen war.

Quelle:
M.Sayers/A.E.Kahn, Die große Verschwörung, Verlag Volk und Welt, Berlin (DDR), 1953, S.215-220 (Zwischenüberschriften von mir – N.G.)