Es wird fortgesetzt…

Letztendlich habe ich beschlossen, in weiteren Folgen das gesamte Buch über die Große Sozialistische Oktoberrevolution hier einzustellen. Es war in meinem Gespräch mit Annelie Thorndike ihr ausdrücklicher Wunsch, alles aus ihrem Buch zu verwenden, um es anderen Menschen zugängig zu machen; ja sie hat mich direkt aufgefordert dazu, mein Projekt zu realisieren. Am besten können wir Annelie ehren, indem wir dieses Buch ingesamt veröffentlichen.

Also wird es demnächst weitere Folgen geben.

„Das Russische Wunder“

26.04.2013

Lange haben wir überlegt, wie wir vorgehen.

Leider ist Annelie am 26.12.1012 verstorben. Ihr Einverständnis zur Buchdigitalisierung und Veröffentlichung im Internet liegt mir nur mündlich von ihr vor. Aus diesem Grund habe ich die letzten zwei Artikel zum Buch zunächst wieder entfernt. Ich werde mich bemühen, den oder die Nachlaßverwalter zu finden und deren Einverständnis einzuholen. Ich bitte um Euer Verständnis.

Das Russische Wunder – Teil 1

Bastschuhe und Hakenpflug

Am 7. November 1918, ein Jahr nach dem Sieg der Großen Sozia­listischen Oktoberrevolution, versammelten sich die Moskauer Werktätigen – Kommunisten und Sympathisierende– auf dem Platz der Revolution. Es sollte ein Denkmal eingeweiht werden. Und sie wollten dabeisein.

Die Menschen waren an diesem ersten Geburtstag ihres Sowjet­staates zusammengeströmt, obwohl sie Hunger litten, obwohl sie alles entbehren mußten, was sie zum Leben brauchten, und obwohl die Lage schlimm war. Konterrevolutionäre und ausländi­sche Interventen hatten ihr Land mit Krieg überzogen. Dennoch wollten sie jene Männer ehren, die die Unvermeidlichkeit des Zusammen-bruchs des Kapitalismus und den Sieg des Kommunismus wissenschaftlich bewiesen hatten: Karl Marx und Friedrich Engels.

Sie waren um der Idee willen gekommen, die auf einem Sechstel der Erde zur materiellen Gewalt wurde.

Inmitten der großen Menschen­menge, am eben enthüllten Marx-Engels-Denkmal, stand Wladimir Iljitsch Lenin. Er sag­te:

»Wir leben in einer glücklichen Zeit, in der sich das, was die gro­ßen Sozialisten vorausgesagt haben, zu erfüllen beginnt.«

Was hatten die großen Sozialisten Karl Marx und Friedrich Engels
vorausgesagt?

 

 

 

Karl Marx:

»In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nach­-dem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Ent­wicklung der Individuen auch die Produktivkräfte gewachsen sind und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums vol-ler fließen kann die Gesellschaft auf ihre Fahnen schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!<

Friedrich Engels:

»Die Möglichkeit, vermittelst der gesellschaftlichen Produktion allen Gesellschaftsgliedern eine Existenz zu sichern, die nicht nur materiell vollkommen ausreichend ist und von Tag zu Tag rei­cher wird, sondern die ihnen auch die vollständige freie Ausbil­dung und Betätigung ihrer körperlichen und geistigen Anlagen garantiert, diese Möglichkeit ist jetzt zum erstenmal da, aber sie ist da.«

 

Wahrscheinlich werden nicht alle diese Voraussagen von Marx und Engels gekannt haben, aber alle, die auf dem Platz der Revo­lution versammelt waren, verstanden, was Lenin meinte, als er an die Vorhersagen der großen Sozialisten erinnerte. Sie selbst hatten das Tor zur glücklichen Zeit aufgestoßen. Sie hatten die Re­volution zum Siege geführt, die alte verhaßte Ordnung gestürzt, die öffentliche Gewalt ergriffen und den Neubau ihres Lebens be­gonnen.

Vieles war vollbracht worden in diesem ersten Jahr der Sowjet­macht – mehr und Bedeutungsvolleres als vordem im Verlaufe ganzer Jahrhunderte.

Das war ER, der bisher die »öf­fentliche Gewalt« verkörpert hatte, der Ietzte Zar – Nikolaus II

Sein Titel lautete:
„Von Gottes hilfreicher Gnade
Kaiser und Selbstherrscher aller Reußen,
Zar zu Moskau, Kiew, Wladi­
mir-Nowgorod,
Zar zu Astrachan,
Zar zu Polen,
Zar von Sibirien,
Zar der Taurischen Chersones,
Großfürst von Litauen, Wolhynien, Podolien und Finnland.«

Er war willensschwach und grau­sam, ein wenig beschränkt. Zu­dem lebte er in ständiger Angst. Nur wenige seiner Vorgänger waren eines natürlichen und friedlichen Todes gestorben. Viele waren von ihren Nachfol­gern umgebracht, in Palastrevo­lutionen gestürzt und beseitigt worden. Seinen Großvater, Alexander II., hatte die Bombe eines Terroristen zerrissen. Über dem Leben des letzten Romanow lag außerdem der Schatten einer schrecklichen Prophezeiung: In seiner Herr­schaftszeit würden böse Vor­kommnisse aller Art, Elend, Krieg und Aufstände, über das Reich kommen. So hatte es hundert Jahre vorher der Wunder­mönch und Prophet Seraphim von Sarow verkündet. Da der abergläubische Zar an diese Voraussage glaubte, lieferte er sich einem anderen Wundermönch aus Rasputin.

(0,4MB)

Teil 1 hier zum Herunterladen als PDF-Datei

Fortsetzung folgt...

Das Russische Wunder – Vorwort

Angefangen hat es ganz harmlos

Im Herbst 1958 fuhren wir nach Mos­kau, um mit den Vorbereitungen für einen großen Dokumentarfilm über die Sowjetunion zu beginnen. Obwohl das keineswegs unsere erste Reise ins Land der Sowjets war, ahnten wir da­mals nicht, was wir uns da vorgenom­men hatten, welches Ausmaß unsere Arbeit annehmen würde.

Zwei Jahre wollten wir an diesem Film arbeiten. Uns schien das viel Zeit zu sein zwei lange Jahre in einem fremden Land und nur mit einem ein­zigen Film beschäftigt. Als wir dar­über mit dem Minister für Kultur der UdSSR sprachen, lächelte er und meinte, für die Begegnung und Auseinandersetzung mit einem so epochalen Ereignis wie dem Aufbau der kom­munistischen Gesellschaft, für die künstlerische Bewältigung eines sol­chen Meilensteins in der Geschichte der Menschheit seien zwei Jahre ge­wiß zuwenig und auch fünf Jahre nicht zuviel.

Der Minister hatte völlig recht. Nach zwei Jahren im Herbst 1960 waren noch nicht einmal die Dreharbeiten abgeschlossen, und die Suche nach alten Dokumenten und nach altem film- und Fotomaterial war gerade erst richtig angelaufen. Die künstlerische Verarbeitung unseres Materials steckte damals noch in den Anfängen. Inzwischen haben wir und unsere Mitarbeiter in der Sowjetunion mehr als 800000 Kilometer zurückgelegt größtenteils mit dem Flugzeug, aber auch viele Tausende Kilometer mit der Elsenbahn und mit dem Auto. Rund 100000 Meter Filmaufnahmen haben wir neu gedreht, und noch einmal 100000 Meter haben wir in den Archi­ven gesammelt. Einhundertundfünfundzwanzig Stunden müßte man im Kino sitzen, um dieses Material zu sehen. Außerdem sammelten wir rund 4000 Fotografien aus der Geschichte des zaristischen Rußland und aus den ersteen Jahren des Sowjetlandes. Unser Dokumentararchiv umfaßt mehr als 400 Dokumente.

In diesen Jahren der Studien und des Reisens, des Filmens und des Forschens nach Bildern und Dokumenten erkannten wir, daß mit einem Film al­lein unserem Anliegen nicht genüge getan werden konnte. Aus dem einen Dokumentarfilm, den wir machen wollten, wurden zwei Filme mit fast vierstündiger Laufzeit; hinzu kom­men fünf einstündige Fernsehsendun­gen, mehrere Rundfunkberichte und Veröffentlichungen in der Presse. Schließlich reifte in uns der Entschluß, dieses Buch herauszugeben, um unsere Gedanken, Erkenntnisse und Erlebnisse, die Bilder und Dokumente auch dem Bücherfreund darzubieten. Wenn es auf dem Büchermarkt er­scheint, sind vier Jahre seit Beginn unserer Arbeit vergangen, und bis zum Abschluß aller Arbeiten an den Filmen, den Fernseh- und Rundfunk­sendungen über »Das Russische Wunder« vergeht noch ein weiteres Jahr.

Fünf volle Jahre sind dann seit Beginn unserer Arbeit vergangen. Es sind die fünf ereignisreichsten und schönsten Jahre unseres Lebens. Der Aufbau der kommunistischen Gesellschaft in der Sowjetunion ist das großartigste und begeisterndste Ereignis in der bisherigen Geschichte der Mensch­heit. Wir hatten das große Glück, wäh­rend mehrerer Jahre Zeugen dieses Aufbaus zu sein, und nichts liegt uns mehr am Herzen, als über das Erlebte zu berichten.

Im März 1959 sagte N. S. Chruschtschow auf der Arbeiter – Konferenz in Leipzig: »Diejenigen, die ihre Politik auf der Einschüchterung der über den Kom­munismus schlecht informierten Men­schen aufbauen, werden ausgespielt haben, wenn diese Menschen erfah­ren, daß der Kommunismus kein Schreckgespenst ist, daß er der gan­zen Menschheit Glück bringt.«

Wir möchten mit unserer Arbeit dazu beitragen, die Wahrheit über den Kommunismus bekanntzumachen. So viele Tatsachen als möglich wollen wir vermitteln in Wort und Bild -, Tatsachen, die es dem Leser erlauben, sich selbst eine auf Sachkenntnis be­ruhende Meinung zu bilden. Wenn der Leser jedoch auf den folgenden Seiten Tatsachen und Ereignisse vermissen sollte, so bitten wir ihn zu bedenken, daß ein Werk gewiß nicht zu leisten vermag, was tausend Bücher nicht vermögen.

Für unsere Arbeit fanden wir zu Hause und in der Sowjetunion Freunde, För­derer, enthusiastische Mitarbeiter in großer Zahl. Ohne sie hätten wir die­ses Buch nicht herausbringen können. Von ganzem Herzen danken wir ihnen allen für ihren Rat und ihre Tat. Leider ist es ganz unmöglich, sie alle hier zu nennen. Es sei uns ge­stattet, stellvertretend für sie, vier Namen zu nennen: Renate und Ri­chard Cohn-Vossen, Manfred Krause, Gustav Wilhelm Lehmbruck. In un­säglich mühevoller Arbeit haben sie, gemeinsam mit uns, aus den 200000 Metern Film (das sind über 10 Millio­nen Einzelbilder), aus den 4000 Foto­grafien und 400 Dokumenten jene 800 Bilder und Dokumente ausgewählt, die in diesem Buch veröffentlicht werden.

Potsdam-Babelsberg
April 1962

Annelie und Andrew Thorndike

Das Russische Wunder

Im April 1962 erschien in Potsdam / Babelsberg, Verlag Kultur und Fortschritt das Buch von Annelie und Andrew Thorndike nach dem gleichnamigen DEFA-Film „Das Russische Wunder“.

Wir haben recherchiert, konnten Kontakt aufnehmen zu Annelie Thorndike und baten sie um Genehmigung, das Buch komplett zu digitalisieren und ins Internet für jeden frei zugängig, zu stellen. Annelie Thorndike reagierte sehr erfreut auf unsere Anfrage und sagte begeistert: „Ja, verwendet das Buch, das ist gut und wichtig. Nehmt daraus, was ihr braucht. Diskutiert darüber…“. Sie möchte gern informiert werden über unsere Aktivitäten.

An dieser Stelle danken wir Annelie Thorndike recht herzlich für ihr Einverständnis!

Zur Zeit arbeiten wir an der Digitalisierung und werden es, zunächst Schritt für Schritt als Artikel, später komplett hier zum Lesen bereitstellen. Angedacht ist, dieses Buch als pdf- und als epub – Datei (für e-Books) zum Herunterladen auf dieser Seite zu veröffentlichen. Das Buch lebt von Fotos aus alten Archiven. Eine Umwandlung in eine pdf-Datei ist reine Fleißarbeit, wird demnächst erfolgen. Die Umwandlung ins epub – Format bedarf mehr Arbeit und wird etwas länger dauern. Wir bitten an dieser Stelle um Verständnis.

In nachfolgenden Artikeln werden wir Abschnittsweise den Buchinhalt zunächst als Fortsetzungsreihe veröffentlichen.

 

Arkadi Gaidar (Golikow)

Nicht mein Leben war ungewöhnlich; ungewöhnlich war nur die Zeit, in der ich lebte.“ (A. Gaidar)

Gaidar, Arkadi Petrowitsch, eigtl. Golikow, sowjetischer Jugendschriftsteller, geb. 9.(22.) 2.1904 bei Lgow (Gouvernement Kursk), gefallen 26.10.1941 bei Lepljawa. G. zog als Vierzehnjähriger in den Bürgerkrieg, kämpfte 6 Jahre in der roten Armee und 1941 als Partisan an der Südwestfront.

Er trat er mit 14 Jahren in die Rote Armee ein und wurde ein Jahr später Kommandeur der 6. Kompanie der 2. Kursantenbrigade und mit sechszehn Jahren Kommandeur des Sonderregiments Nr. 58 für den Kampf gegen das Banditentum.

Bekannt machte diesen Mann die Feder in der Hand. Seine Kinder und Jugendbücher gingen rund um die Welt. Und viele der Erwachsenen können sich noch genau an sein wohl berühmtestes Werk erinnern – haben sie doch als Kinder genau das selbe erlebt wie der Romanheld Timur.

„Eine Geschichte besonders hat etwas bewirkt, was noch kein Buch für Kinder und junge Leute je zuvor erreichte. Zwar geht es beim Lesen guter Bücher meistens so, daß man gleichsam in dem Helden des Buches lebt. Man fängt an zu gehen wie er, man spricht wie er…aber daß so viele junge Leser den Buchhelden nicht nur einfach nachahmen, sondern in millionenfachen Taten sein Werk fortsetzen und zuweilen übertreffen, ist ein äußerst seltener Fall. Er beweist, wie tief Gaidar in den Herzen von Jungen und Mädchen blickte, die, so jung sie auch waren, etwas Gutes für den Kommunismus taten, etwas Gutes für die Menschen an ihrer Seite. Dieses allbekannte Buch heißt „Timur und sein Trupp“…“

In diesem Buch geht es um eine Pioniergruppe mit dem vierzehnjährigen Timur an der Spitze. Er und seine Jungs machen in ihrer Siedlung die Häuser ausfindig und kennzeichnen sie mit einem roten Stern, in denen der Ehemann, der Vater oder der Sohn bei der Roten Armee gegen die Weißgardisten kämpfen.

Sie beratschlagen, wie den nun Alleinstehenden zu helfen ist: Einer alten Frau hacken sie das gerade gelieferte Holz, einer anderen füllen sie regelmäßig den großen Eichenbottich mit Brunnenwasser, einer Mutter mit einem kleinen Kind stellen sie einen Feldblumen-Strauß aufs Fensterbrett, einem Kind bauen sie eine Gartenschaukel … Sie helfen, wo sie können, denn die Bewohner in einem Haus mit dem roten Stern stehen unter ihrem Schutz…. Alles geschieht heimlich und vor allem nachts weil in dieser Siedlung auch die Bande von Michael Kwakin zugegen ist, die damit beschäftigt ist „nichts Sinnvolles“ zu tun – sondern Obst aus den Gärten stielt und Karten spielt…

„Gaidars Leben war abenteuerlich – und dieses Abenteuer hieß: Sein Bestes für den Sieg des Sozialismus geben! Alle Kräfte einsetzen, alles Nötige tun, wo es auch sei! Keine Gefahr mutwillig suchen, aber wenn nötig, mit Händen und Zähnen kämpfen! Das sind andere Abendteuer, als seichte Bücher sie vorgaukeln. Es gibt keine billigen Siege. Dieses Abendteuer für die größte und beste Sache der Welt ist eine schwere Prüfung des Charakters, ist eine Schule des Lebens….

Gaidar spricht mit dem Leser nie wie ein Onkel, er redet wie zu einem Genossen, der schon viel versteht. Ja, der auch versteht, daß nicht alles so geht, wie man sich das in Träumen vorstellt. Es gibt Kummer und Irrtümer und schweres Leid….

Arkadi Gaidar verschweigt seinen Lesern nichts, keine Schwierigkeiten, kein Stolpern. Soll man denn auch so tun, als ob diese Welt eine rosa Welt ist, voller Zuckergebäck und Silberwolken? Sie war und ist eine Welt voller Klassenkämpfe, und wer im Leben bestehen will, darf diese Kämpfe nicht scheuen. Es gab für Gaidar keinen Zweifel, auf wessen Seite man an diesen Kämpfen teilnehmen muß….

Dieses Buch – „Timur und sein Trupp“ – hat Arkadi Gaidar 1940 geschrieben.Es erschien auch 1950 in der DDR.

1941 war Gaidar als Korrespondent der „Komsomolskaja Prawda“ an der Front tätig. „Seine Feder sollte das Gewehr, das zu tragen ihm seine Genossen nicht erlaubten, ersetzen. Als die Einheit, bei der er sich aufhielt, abgeschnitten wurde, ging er nicht zurück, sondern blieb mit der Waffe kämpfend bei ihr. Er fiel am 26. Oktober 1941 im Kampf um die Sowjet-Ukraine bei Kanew (Kaniv).“

Seit 1925 trat Gaidar als Schriftsteller hervor und wurde bekannt durch seine Kinderbücher „Schule des Lebens“ (1930), „Ferne Länder“ (1932), „Tschuk und Gek“ (1939) und gewann die besondere Liebe seiner jugendlichen Leser durch das Buch „Timur und sein Trupp“ (1940). In deutscher Übersetzung erschienen „Ausgewählte Werke (2 Bde.), erschienen im Kinderbuchverlag der DDR.

Literatur: Arkadi Gaidar, Der Mann mit dem Stern; Herausgegeben von Gerhard Holz-Baumert; Der Kinderbuchverlag Berlin; 1969

Der sowjetfeindliche Verschwörer Trotzki

Nachfolgend ein Artikel mit freundlicher Genehmigung aus dem Weblog von Sascha 313

Eine durchaus interessante Lektüre ist das Buch von Michael Sayers und Albert E. Kahn „Die Große Verschwörung“, das sehr eindringlich die Rolle der sowjetfeindlichen Verschwörer um L.Trotzki beschreibt. Dieses Buch erschien erstmals 1946 in den USA unter dem Titel „The Great Conspiracy against Russia“. Und der Senator des US-Staates Florida schrieb in seinem Vorwort: „Ich kenne keinen wertvolleren Beitrag zur Erhaltung des Weltfriedens … Wir alle schulden den Verfassern Dank für diesen erschütternden, von tragischem Geschehen erfüllten Bericht.“

Wer dagegen heute (wie jene trotzkistischen Linken) argumentiert, daß beispielsweise die Ankläger in den Gerichtsprozessen gegen die Feinde der Sowjetunion unter Stalin angeblich „nicht vor den absurdesten und dümmsten Anschuldigungen zurückschreckten“, der verschweigt bewußt die zu jener Zeit bereits bekannten Tatsachen. Die Machenschaften der Trotzkisten richteten sich hauptsächlich gegen Lenin und später gegen Stalin. Auch heute wird wieder versucht, die verräterische Rolle dieser sowjetfeindlichen Gruppe zu rechfertigen und Stalin (wie auch schon Chruschtschow es tat) als skrupellosen Mörder hinzustellen. Hier ein Auszug aus diesem Buch:

Der Kampf um die Macht

Unmittelbar nach Lenins Tod machte Trotzki seine Machtansprüche mit aller Offenheit geltend. Auf dem Parteitag vom Mai 1924 forderte er, daß nicht Stalin, sondern er selbst als Nachfolger Lenins anerkannt werde. Gegen den Rat seiner eigenen Verbündeten setzte er eine Abstimmung durch. Die 748 bolschewistischen Delegierten beschlossen einmütig, Stalin als Generalsekretär beizubehalten, und sprachen damit das Urteil über Trotzkis persönliche Ambitionen. Die Ablehnung war so eindeutig, daß selbst Bucharin, Sinowjew und Kamenew sich öffentlich der Majorität anschließen und gegen ihn stimmen mußten. Trotzki war wütend und beschuldigte sie des »Verrates«. Aber schon nach wenigen Monaten vereinigten Trotzki und Sinowjew wiederum ihre Kräfte, um eine »Neue Opposition« ins Leben zu rufen.

Eine trotzkistische Geheimarmee

Die Neue Opposition ging in ihrer Zielsetzung weiter als alle früheren separatistischen Gruppen dieser Art. Sie sprach offen die Forderung nach einer »neuen Führerschaft« für die Sowjetunion aus und versuchte durch eine großangelegte Propaganda alle unzufriedenen und leicht beeinflußbaren Elemente des Volkes zum politischen Kampf gegen die Sowjetregierung aufzurufen. Trotzki selbst schrieb später: »Im Kielwasser dieser Avantgarde schleppte sich eine Schar unzufriedener, heruntergekommener, verunglückter Existenzen nach.« Spione, Saboteure der Torgprom, Weiße Gegenrevolutionäre und Terroristen füllten die Geheimzellen der Neuen Opposition. Die Zellen begannen Waffenlager anzulegen. Eine regelrechte trotzkistische Geheimarmee war im Entstehen. Trotzki hielt in seiner Selbstbiographie die Worte fest, die er damals zu Sinowjew und Kamenew sprach: »Wir müssen weit vorausdenken. Wir müssen uns auf einen langen, schweren Kampf vorbereiten.«
Trotzki_Kamenjew_Sinowjew
Trotzki, Kamenjew und Sinowjew

Kooperation mit dem englischen Geheimdienst

Hauptmann Sidney George Reilly vom englischen Geheimdienst gewann vom Ausland her den Eindruck, daß der Augenblick zum Handeln gekommen war. Im Sommer des Jahres 1924 wurde der in englischen Diensten stehende Anwärter auf die Diktatur, Boris Sawinkow, in die Sowjetunion geschickt, um den gegenrevolutionären Aufstand vorzubereiten. Winston Churchill, der in diesem Komplott eine wichtige Rolle spielte, bestätigte, daß eine geheime Verbindung zwischen Trotzki und Sawinkow bestand. In seinem Buch »Great Contemporaries« heißt es: »Im Juni 1924 wurde er (Sawinkow) von Kamenew und Trotzki nachdrücklich aufgefordert, nach Rußland zurückzukehren.«

Trotzkis Freund Rakowski

Im gleichen Jahr ging Trotzkis Anhänger Christian Rakowski als Botschafter der Sowjetunion nach England. Trotzki bezeichnete ihn 1937 als seinen Freund, seinen »wahrhaften, alten Freund«. Kurz nach Rakowskis Ankunft in London erschienen in seinem Büro zwei Offiziere des britischen Geheimdienstes, Hauptmann Armstrong und Hauptmann Lockhart. Die britische Regierung hatte sich ursprünglich gegen die Entsendung eines sowjetischen Vertreters nach London ausgesprochen. Die beiden Offiziere gaben Rakowski nach dessen eigenen Worten folgende Erklärung: »Wissen Sie, warum Ihr Agrément für England erteilt wurde? Wir haben uns bei Mr. Eastman über Sie erkundigt. Er sagte uns, daß Sie Trotzkis Gruppe angehören und mit ihm befreundet sind. Einzig und allein aus diesem Grunde hat der Geheimdienst Ihre Akkreditierung bewilligt.« [1]
Rakowski_und_Trotzki_circa_1924
Rakowski und Trotzki (um 1924)

Einige Monate später kehrte Rakowski nach Moskau zurück und berichtete Trotzki über seine Londoner Erlebnisse. Der englische Geheimdienst wünsche — ebenso wie der deutsche — mit der Opposition in Verbindung zu treten. »Darüber muß man nachdenken«, sagte Trotzki. Nach einigen Tagen beauftragte er Rakowski, die »Verbindung mit dem britischen Geheimdienst herzustellen«. Hauptmann Reilly schrieb während der Vorbereitung seines letzten Coups gegen die Sowjetunion an seine Frau: »In Rußland ist tatsächlich etwas ganz Neues, Starkes und Bemerkenswertes im Gange.« Er hatte damals von seinem Agenten, dem englischen Konsulatsbeamten Commander E., Nachrichten über die Fühlungnahme mit der Oppositionsbewegung erhalten. Aber im Herbst wurde er bei dem Versuch, auf sowjetischem Gebiet mit Führern der Opposition zusammenzutreffen, von einer russischen Grenzwache erschossen.

Trotzki reist nach Deutschland

Wenige Monate nach Reillys Tod begann Trotzki, wie er später in »Mein Leben« schrieb, an einer »mysteriösen fieberhaften Erkrankung« zu leiden. Da »die Moskauer Ärzte nicht imstande waren, die Ursache der Krankheit festzustellen«, beschloß Trotzki, nach Deutschland zu fahren. In Berlin begab sich Trotzki in eine Privatklinik; dort besuchte ihn Nikolai Krestinski, der die Verbindung mit dem deutschen Geheimdienst herstellte. Eines Tages, als Trotzki und Krestinski gerade wieder miteinander konferierten, erschien nach Trotzkis Bericht plötzlich ein deutscher »Polizeiinspektor« in der Klinik; er ordnete besondere Sicherheitsmaßnahmen an, da die deutsche Geheimpolizei soeben einem Mordkomplott gegen Trotzki auf die Spur gekommen sei. Durch diesen uralten Trick wurde eine stundenlange ungestörte Aussprache zwischen Trotzki und den Vertretern der deutschen Geheimpolizei ermöglicht…

General von Seeckt unterstützt die Konterrevolution

Im Sommer dieses Jahres traf Trotzki ein neues Abkommen mit dem deutschen Geheimdienst, dessen Einzelheiten später von Krestinski bekanntgegeben wurden: »Damals hatten wir uns bereits daran gewöhnt, regelmäßig Beträge in guter Valuta zu erhalten … Diese Gelder wurden auf unsere verschiedenen Organisationen im Ausland verteilt und dienten der Verbreitung trotzkistischer Literatur und ähnlichen Zwecken. Im Jahr 1926, zur Zeit, als der Kampf der Trotzkisten gegen die Parteileitung den Höhepunkt erreichte, richtete Seeckt an uns die Aufforderung, ihm unsere bisher nur sporadischen Spionageberichte von nun an in regelmäßigen Abständen zu übermitteln. Seeckt
General von Seeckt

Außerdem sollte die trotzkistische Organisation sich dafür verbürgen, daß eine künftige trotzkistische Regierung, die im Falle eines neuerlichen Weltkrieges möglicherweise zur Macht gelangen könnte, die gerechten Forderungen der deutschen Bourgeoisie berücksichtigen würde. Es handelte sich hierbei in erster Linie um die Erteilung von Konzessionen und um sonstige Abkommen. Trotzki ermächtigte mich, auf General Seeckts Vorschläge einzugehen. Wir beschränkten uns nicht mehr wie früher auf gelegentliche Informationen, sondern richteten einen systematischen Nachrichtendienst ein. Über das Nachkriegsabkommen wurde eine mündliche Vereinbarung getroffen. … Die Geldzuwendungen dauerten an. Von 1923 bis 1930 erhielten wir jährlich 250.000 Goldmark, insgesamt etwa 2 Millionen Goldmark.«

Trotzki greift nach der Macht

Nach seiner Rückkehr aus Deutschland leitete Trotzki eine Großoffensive gegen die sowjetische Führerschaft ein. »Der Kampf in der russischen Partei wurde im Jahre 1926 immer schärfer«, schreibt Trotzki in »Mein Leben«. »Im Herbst machte die Opposition in den Versammlungen der Parteizellen einen offenen Ausfall.« Aber diese Taktik hatte keinen Erfolg. Weite Kreise der Arbeiterschaft gaben ihrer Entrüstung, über die Spaltungsversuche der Trotzkisten Ausdruck. »Die Opposition«, schrieb Trotzki, »sah sich genötigt, den Rückzug anzutreten.«

Stalin erkannte die verräterische Rolle Trotzkis

Als sich die Kriegsgefahr im Sommer 1927 über der Sowjetunion zusammenzog, nahm Trotzki seine Angriffe gegen die Sowjetregierung wieder auf. Er gab in Moskau folgende öffentliche Erklärung ab: »Wir müssen die Taktik Clemenceaus erneuern, der sich bekanntlich zu einer Zeit, wo die Deutschen 80 Kilometer von Paris entfernt waren, gegen die französische Regierung auflehnte!« Stalin bezeichnete Trotzki als Verräter. Er sagte: »Eine Art Einheitsfront von Chamberlain [2] bis Trotzki ist im Entstehen.« Auch diesmal kam es zu einer Abstimmung über Trotzki und seine Oppositionsbewegung. Eine allgemeine Diskussion ergab, daß die überwältigende Mehrheit der bolschewistischen Parteimitglieder die trotzkistische Opposition ablehnte und der Führung Stalins Gefolgschaft leistete. Das Stimmenverhältnis war 740.000 zu 4.000. [3]
———————————

Anmerkungen:
[1] Diese Erklärung gab Rakowski während der Zeugenvernehmung vor dem Militärkollegium des Obersten Gerichtshofes der UdSSR im März 1938 ab. In der Zeit, von der Rakowski spricht, das heißt in den zwanziger Jahren, war der amerikanische Schriftsteller und Journalist Max Eastman Trotzkis offizieller Übersetzer und einer der wichtigsten Verbreiter trotzkistischer Propaganda in den Vereinigten Staaten. Eastman war der erste, der das sogenannte »Lenin-Testament« veröffentlichte, ein angeblich authentisches Dokument aus dem Jahr 1923. Trotzki gab zu, daß Lenin kein Testament hinterlassen hatte. In einem Brief an den »New York Daily Worker« vom 8. August 1925 schrieb er: »Lenin hat kein Testament hinterlassen. Sowohl der Charakter seiner Beziehung zur Partei wie der Charakter der Partei selbst machen ein solches ‚Testament‘ völlig unmöglich. Die Presse der Emigration, der ausländischen Bourgeoisie und der Menschewiki hat immer wieder einen (völlig verstümmelten) Brief Lenins, der eine Anzahl von Ratschlägen über organisatorische Fragen enthält, fälschlich in der Form eines ‚Testaments‘ veröffentlicht. Alles Gerede über die Geheimhaltung und Übertretung eines ‚Testaments‘ ist böswillige Erfindung, die sich gegen die wahren Absichten Lenins und die Interessen der von ihm geschaffenen Partei richtet.« Trotzdem zitierten die trotzkistischen Propagandisten das Testament Lenins bis heute als authentisches Dokument, in dem Lenin Trotzki zu seinem Nachfolger bestimmte.
[2] Der damals amtierende englische Außenminister, ein erbitterter Feind der Sowjetunion.
[3] Die Opposition brachte es im Verlauf ihrer Agitation nie zu einer höheren Stimmenzahl als 4.000. Obwohl die Partei die Bildung von »Fraktionen« untersagte und offiziell auf der revolutionären Einheit als der Grundlage der asowjetischen Innenpolitik bestand, gewährte die Sowjetregierung der trotzkistischen Opposition ein erstaunliches Maß von Rede- und Versammlungsfreiheit. Besonders in der Zeit nach Lenins Tod, als das Land eine innen- und außenpolitische Krise durchmachte, war es Trotzki möglich, diese Lage auszubauen, um seine Grunppe zu einer Massenbewegung auszubauen. Die Opposition spielte in ihrer öffentlichen Propaganda jedes nur denkbare politische Argument gegen das Sowjetregime aus. Die Wirtschafts- und Sozialpolitik der Stalin-Verwaltung wurde ständig kritisiert. Die trotzkistische Agitation wurde trotzdem erst von dem Augenblick an unterdrückt, als die Sowjetfeindlichkeit und die Verbindung mit anderen sowjetfeindlichen Kräften einwandfrei erwiesen war.

Quelle:
M.Sayers/A.E.Kahn, Die große Verschwörung, Verlag Volk und Welt, Berlin (DDR), 1953, S.215-220 (Zwischenüberschriften von mir – N.G.)

Trotzki verrät die junge Sowjetmacht

Nachfolgend ein Artikel mit freundlicher Genehmigung aus dem Weblog von Sascha 313

Wir schreiben das Jahr 1918. Gerade hatte die Oktoberrevolution gesiegt, und die junge Sowjetmacht mußte sich schützen, so gut es ging. Die Feindseligkeit der Alliierten hatte sie in eine isolierte Stellung gedrängt. Ihre schwachen Kräfte reichten nicht aus, um der gewaltigen deutschen Heeresmacht ohne Verbündete entgegenzutreten. Und die unmittelbarste Bedrohung ging von Deutschland aus. Um Rußland zu retten und Zeit für die dringendste Aufbauarbeit zu gewinnen, schlug Lenin ein sofortiges Friedensangebot vor. Auf Lenins Wunsch reiste sofort eine sowjetische Friedensdelegation nach Brest-Litowsk, dem Hauptquartier der deutschen Ostarmee, um die Friedensbedingungen der Deutschen kennenzulernen…

Trotzki läßt die Friedensverhandlungen platzen

Die Opposition gegen Lenin wurde von dem ehrgeizigen Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten, Leo Trotzki, geführt, der sich als Lenins Nachfolger dünkte. Vierzehn Jahrelang war Trotzki ein erbitterter Feind der Bolschewiki gewesen, bis er schließlich wenige Monate vor der Oktoberrevolution, im August 1917, Lenins Partei beitrat und mit ihr zur Macht gelangte. Jetzt organisierte Trotzki innerhalb der bolschewistischen Partei eine Linksopposition.
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Eine Delegation unter Leitung von Trotzki reist nach Brest-Litowsk

Trotzki hatte von Lenin den ausdrücklichen Auftrag erhalten, in Brest-Litowsk zu unterzeichnen. Statt dessen forderte Trotzki das europäische Proletariat mit flammenden Worten auf, sich zu erheben und seine Regierungen zu stürzen. Die Sowjetregierung, erklärte er, würde um keinen Preis mit einem kapitalistischen Regime Frieden machen. »Weder Frieden noch Krieg!« rief Trotzki aus. Er sagte den Deutschen, die russische Armee werde weiter demobilisieren, aber er lehnte es ab, den Frieden zu unterzeichnen. Lenin kritisierte scharf Trotzkis Verhalten in Brest-Litowsk und bezeichnete seine Vorschläge — »Abbruch des Krieges, Ablehnung eines Friedensschlusses und Demobilisierung der Armee« — als »Wahnsinn oder etwas Ärgeres als Wahnsinn«.

Ein britischer Agent versucht die Bolschewiki zu spalten

Bruce Lockhart war ein Produkt der exklusiven englischen „Public-School“-Erziehung. Mit 24 Jahren trat er in den diplomatischen Dienst ein. Er war hübsch und intelligent und galt nach kurzer Zeit als einer der begabtesten und meistversprechenden jungen Leute des britischen Außenamtes.
Bruce_Lockhart
Mit 30 Jahren war er Vizekonsul in Moskau. Er sprach fließend Russisch und kannte alle Intrigen und Einzelheiten der russischen Politik. Zugleich war er Agent des englischen diplomatischen Geheimdienstes. Inoffiziell hatte er die Aufgabe, die innerhalb der Sowjetregierung bestehende Opposition für die britischen Interessen auszunutzen. Als Lockhart Anfang 1918 in Petrograd eintraf, weilte Trotzki als Führer der sowjetischen Friedensdelegation in Brest-Litowsk.

Lockhart enthüllte später in seinen Memoiren »British Agent«(1), daß man sich im englischen Außenamt für diese Mißstimmigkeiten zwischen Lenin und Trotzki außerordentlich interessierte — »Mißstimmigkeiten, von denen sich unsere Regierung sehr viel erhoffte.« Trotzkis Verhalten verursachte den Zusammenbruch der Friedensverhandlungen. Das deutsche Oberkommando ging von Anfang an widerstrebend auf die Verhandlungen mit den Bolschewiki ein. Trotzki spielte nach Lenins Aussage den Deutschen in die Hand und »half den deutschen Imperialisten«.(2)

Die gewaltige deutsche Heeresmacht greift an

Zehn Tage nach dem Abbruch der Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk begann das deutsche Oberkommando an der Ostfront eine Generaloffensive von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Im Süden überfluteten die deutschen Armeen die Ukraine. Im Mittelabschnitt wurde der Angriff durch Polen gegen Moskau vorgetragen. Narwa fiel im Norden, Petrograd war bedroht. An allen Teilen der Front brachen die letzten Überreste der alten russischen Armee auseinander. Das neue Rußland schien dem Untergang geweiht.
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Eine Abteilung von Arbeitern aus dem Donezkgebiet im Kampf gegen die deutschen Interventen in der Nähe der Ortschaft Gundorowski 1918

Da strömten aus den Städten die in aller Eile von den bolschewistischen Führern mobilisierten bewaffneten Arbeiter und Rotgardisten herbei. Die aus ihren Reihen gebildeten Regimenter warfen sich dem Ansturm des Feindes entgegen. Die ersten Einheiten der Roten Armee wurden eingesetzt. Am 23. Februar 1918 gelang es, den deutschen Angriff bei Pskow zum Stillstand zu bringen.(3) Petrograd war nicht mehr unmittelbar bedroht. Wieder begab sich eine sowjetische Friedensdelegation nach Brest-Litowsk — diesmal ohne Trotzki.

Quelle:
M.Sayers – A.Kahn, Die große Verschwörung, Verlag Volk und Welt,
Berlin (DDR), 1953, S.33ff.
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Anmerkungen:
(1) Memoirs of a British Agent (Putnam, London, 1934)

(2) Obwohl Trotzki die Kampfunfähigkeit der russischen Armee zugab, weigerte er sich als »Weltrevolutionär«, in Brest-Litowsk den Friedensvertrag zu unterzeichnen, weil ein solcher Friede einen Verrat an der internationalen Revolution bedeuten würde. Mit dieser Begründung lehnte es Trotzki ab, die Instruktionen Lenins zu befolgen. Später erklärte Trotzki sein Verhalten aus einer falschen Beurteilung der Sachlage. So sagte er auf dem bolschewistischen Parteitag vom 3. Oktober 1918, nachdem der inzwischen erfolgte Angriff Deutschlands auf Rußland beinahe zur Besetzung von Petrograd und zur Vernichtung des Sowjetregimes geführt hatte: »Ich halte es für meine Pflicht, in dieser maßgebenden Versammlung auszusprechen, daß zu einer Zeit, wo viele von uns und auch ich die Unterzeichnung des Friedens von Brest-Litowsk für unzulässig hielten, einzig und allein Genosse Lenin sich standhaft und mit erstaunlichem Weitblick gegen unsere Opposition für die Annahme der Bedingungen einsetzte . . . Wir müssen zugeben, daß wir im Unrecht waren.«

Trotzki war nicht der einzige, der zur Zeit der Verhandlungen von Brest-Litowsk einen solchen Standpunkt einnahm. Während er in Brest-Litowsk agitierte, richtete sein wichtigster persönlicher Vertreter in Moskau, Nikolai Krestinski, öffentliche Angriffe gegen Lenin und sprach von der Notwendigkeit, einen »revolutionären Krieg gegen den deutschen Imperialismus, die russische Bourgeoisie und einen Teil des von Lenin gelenkten Proletariats« zu führen. Trotzkis Bundesgenosse in dieser oppositionellen Bewegung, Bucharin, brachte in einer Sonderkonferenz der sogenannten linken Kommunisten folgende Resolution ein: »Im Interesse der internationalen Revolution halten wir es für ratsam, auf den Sturz der Sowjetmacht hinzuwirken, die nur noch eine formale Geltung hat.« Im Jahre 1923 enthüllte Bucharin, daß die Opposition während der Krise von Brest-Litowsk tatsächlich die Spaltung der bolschewistischen Partei, den Sturz Lenins und die Errichtung einer neuen russischen Regierung plante.

(3) Der 23. Februar 1918, der Tag, an dem es den Russen gelang, die Deutschen bei Pskow zurückzuschlagen, wird als Geburtstag der Roten Armee gefeiert.

Wie kam es eigentlich zur Oktoberrevolution?

Nachfolgend ein Artikel mit freundlicher Genehmigung aus dem Weblog von Sascha 313

Es ist heute für uns nur noch schwer vorstellbar, unter welchen Bedingungen es damals im Jahre 1917 zur Oktoberrevolution kam. Nach einer mißglückten bürgerlich-demokratischen Revolution im Jahre 1905, war 12 Jahre später, im Februar 1917, erneut eine revolutionäre Situation entstanden. Doch die auf die „Gerechtigkeit“ des Zaren Nikolaus II. vertrauenden Arbeiter wurden bei der Demonstration vor dem Winterpalais in Petrograd brutal niedergeschossen…

Im Handbuch der UdSSR lesen wir:
Im Lande war eine nationale Krise herangereift, die im Zeichen eines gewaltigen Aufschwungs des revolutionären Kampfes der Volksmassen stand. Das gesamte Wirtschaftsleben wurde von einer tiefgreifenden Krise erschüttert, die in der Zerrüttung des Verkehrswesens, in Hungersnöten, unzureichender Versorgung der Betriebe mit Rohstoffen und Brennmaterial sowie in einem jähen Rückgang der Industrieproduktion (ihr Bruttovolumen war 1917 um 36,5% geringer als 1916) zum Ausdruck kam. Die volksfeindliche Politik der bürgerlichen Regierung hatte das Land an den Rand der Katastrophe gebracht. Mit den Mitteln der Massenaussperrung und Sabotage versuchte nunmehr die Bourgeoisie das revolutionäre Proletariat zu terrorisieren.

Die Lage im Land verschärfte sich weiter

In der Zeit von März bis August 1917 wurden 568 Betriebe geschlossen und 104.000 Arbeiter entlassen. Im Herbst 1917 lagen im Ural, im Donezbecken und in anderen Industriezentren bis zu 50% aller Betriebe still. Arbeitslosigkeit wurde zu einer Massenerscheinung. Gleichzeitig stiegen die Preise. In seiner im September 1917 verfaßten Schrift „Die drohende Katastrophe und wie man sie bekämpfen soll“ gab Lenin eine treffende Einschätzung der Lage und entwickelte das wirtschaftliche Aktionsprogramm der Partei zur Rettung Rußlands durch die sozialistische Revolution.

Die Arbeiter organisierten sich

Der Kampf des russischen Proletariats nahm unter diesen Bedingungen gänzlich neue Formen an. Kennzeichnend für das gewachsene Klassenbewußtsein des Proletariats war der Zustrom zu den Gewerkschaften und der steigende Einfluß der Bolschewiki innerhalb der Gewerkschaften. Im Oktober war die Zahl der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter und Angestellten auf über 2 Mill. angestiegen (davon entfiel rund die Hälfte auf Petrograd und Moskau). Daneben schufen die Arbeiter in allen Betrieben ihre Fabrik- und Werkkomitees. Die Streikbewegung dieser Zeit zeichnete sich durch außerordentliche Hartnäckigkeit und einen hohen Grad der Organisiertheit und politischen Zielstrebigkeit aus. Die Arbeiterbewegung war nahe an den entscheidenden Schritt zur Errichtung der Sowjetmacht herangerückt.

Die Soldaten und Matrosen stellten sich auf die Seite der Unterdrückten

Die ihrem Wesen nach sozialistische Bewegung der Arbeiterklasse vereinte sich mit dem Kampf der Bauern um den Boden zu einem einheitlichen revolutionären Strom. Offiziellen Angaben zufolge wurden im August 1917 629 und im September 691 Fälle von Besitzergreifungen gutsherrlicher Ländereien durch die Bauern registriert. Die Hauptmasse der Soldaten und Matrosen stellte sich auf die Seite der Revolution. Das aus Wahlen hervorgegangene Zentralkomitee der Baltischen Flotte (Zentrobalt) erklärte im September im Namen der Matrosen, daß diese die Provisorische Regierung nicht anerkennen und keinem ihrer Befehle Folge leisten würden. Zur gleichen Zeit verstärkte sich die Befreiungsbewegung der unterdrückten Völker in den Randgebieten. Der Aufschwung der revolutionären Bewegung war von einem Zerfall der kleinbürgerlichen Kompromißlerparteien begleitet. Bei den Sozialrevolutionären bildete sich ein linker Flügel, der sich später (im Dezember) zu einer selbständigen Partei der „linken“ Sozialrevolutionäre formierte.

Die Bolschewiki übernahmen die Führung

Nach der Niederschlagung des Kornilowputsches machte die Bolschewisierung der Sowjets rasche Fortschritte (…) Der Prozeß der Bolschewisierung der Sowjets breitete sich über das ganze Land aus: auf den Ural, das Donezbecken, das zentrale Industriegebiet, die Ukraine, Belorußland, Mittelasien usw. Die Losung „Alle Macht den Sowjets!“ wurde von den Bolschewiki erneut auf die Tagesordnung gesetzt, wenn auch mit verändertem Inhalt. Sie wurde jetzt zu einer Losung des bewaffneten Aufstands gegen die bürgerliche Provisorische Regierung mit dem Ziel der Machtergreifung durch die von den Bolschewiki geführten Sowjets. Die von den Massen isolierte Provisorische Regierung geriet in eine Dauerkrise. [1]
Lenin1Lenin2
Resolution des ZK der SDAPR( B ) vom 10.(23.) Oktober 1917
über den bewaffneten Aufstand. Handschrift Lenins.

Unter Leitung Lenins, der insgeheim aus Finnland nach Petrograd zurückgekehrt war, fand eine Sitzung des ZK der SDAPR( B ) zur Frage des bewaffneten Aufstands statt. Und weiter lesen wir im Handbuch:

Gegen die Leninsche Orientierung nahmen Kamenew und Sinowjew Stellung, die behaupteten, daß der Aufstand verfrüht und zum WScheitern verurteilt sei. Dieser Standpubkt wurde nach eingehender Diskussion abgelehnt und eine Resolution angenommen, in der es hieß, daß „der bewaffnete Aufstand unumgänglich und völlig herangereift“ sei. Alle Parteiorganisationen wurden vom ZK angewiesen, ihre gesamte praktische Tätigkeit der beschlossenen Zielsetzunh unterzuordnen. [2]

Mit der Oktoberrevolution begann eine neue Epoche. Die Sowjetunion diente den unterdrückten Völkern zum Vorbild. In zahlreichen Ländern Europas gab es revolutionäre Erhebungen. Allerdings gab sich der Imperialismus noch lange nicht geschlagen. Immer wieder versuchte die Konterrevolution, die junge Sowjetmacht zu zerschlagen, fremde Interventionstruppen griffen das Land von außen an und konterrevolutionäre Banden verwickelten die bewaffneten Kräfte der Revolution in immer neue Kämpfe. Es kam zum Bürgerkrieg, erst allmählich siegte die Sowjetmacht im Lande und begann sich mit Erfolg zu verteidigen.

Zitate:
[1] Die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Handbuch, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1971, S.211f.
[2]dto. Handbuch, S.213